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Geschlechtersensible Förderung

Entwicklung von Lesemotivation und Sozialkompetenz

Befunde aus der Schulleistungsforschung:
Jungen lernen anders - Mädchen auch

Internationale Schulleistungsstudien wie PISA und IGLU machen unter anderem darauf aufmerksam, dass es noch nicht immer optimal gelingt, die individuellen Fähigkeiten von Jungen und Mädchen in der Schule aufzugreifen. Insgesamt spiegeln zum Beispiel die zahlenmäßige Verteilung der Geschlechter auf unterschiedliche Schularten, ihre schulischen Leistungen und ihre Abschlüsse nicht die Ausgewogenheit der paritätischen Geschlechterverteilung in der Bevölkerung wider. Vor allem scheinen die Potentiale von Jungen nicht hinreichend genutzt zu werden. Dies ist unter anderem dadurch erkennbar, dass der Anteil an Jungen im Gymnasium wesentlich geringer als der der Mädchen ist, dass mehr als 10 Prozent der männlichen Drittklässler eine sogenannte Lese-Rechtschreib-Schwäche-Klasse besuchen  (bei Mädchen: 5 Prozent) und der Anteil der schulentlassenen Jungen ohne Schulabschluss doppelt so hoch ist wie der der schulentlassenen Mädchen ohne Schulabschluss.

Im Alter von etwa 15 Jahren haben Mädchen im Bereich Lesen durchschnittlich einen Leistungsvorsprung von etwa einem Jahr auf ihre gleichaltrigen männlichen Mitschüler. Demgegenüber können Jungen im Bereich Mathematik im Durchschnitt bessere Leistungen als die Mädchen vorweisen; dieser Vorsprung beträgt allerdings nur einen Bruchteil des Vorsprungs der Mädchen beim Lesen. Feststellbar ist weiterhin, dass in der Sekundarstufe die Mädchen zusehends zu einer eher skeptischen Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit gelangen. Sie schätzen ihre Leistungsfähigkeit geringer ein als dies bei Jungen der Fall ist, obwohl sie im Durchschnitt im Vergleich zu den Jungen insgesamt die besseren Schulleistungen erbringen.

Projekte zur Jungen- und Mädchenförderung an sächsischen Schulen

Der im März 2005 verabschiedete Kabinettsbeschluss zur Einführung von Gender Mainstreaming in den Zuständigkeitsbereichen der Landesbehörden stellt die Forderung auf, dass »in jedem Politikbereich und auf allen Ebenen die Planung, Durchführung und Evaluierung jedes Vorhabens und jeder Maßnahme dahingehend geprüft werden, wie Geschlechterverhältnisse im Sinne von Geschlechtergerechtigkeit verändert werden können.« (Pressemitteilung des SMS, 15.03.05)

Am Sächsischen Bildungsinstitut wurde ein aus zwei Projekten bestehender Vorschlag entwickelt, wie diese Forderung im Handlungsfeld Schule umgesetzt werden kann. Im Mittelpunkt des ersten Projektes stand das Erproben von Möglichkeiten zur geschlechtersensiblen Förderung an den Grundschulen. Das zweite Projekt bezog weiterführende Schularten ein.

11 Schulen erprobten Möglichkeiten der geschlechtersensiblen Förderung von Lesemotivation und Sozialkompetenz

Im Rahmen des ersten Projekts befassten sich bis zum Jahr 2010 sechs sächsische Grundschulen intensiv mit verschiedenen Maßnahmen, die darauf abzielten, den Übergang der Jungen und Mädchen von den Grundschulen auf die weiterführenden Schularten zu optimieren. Dabei wurden insbesondere die Entwicklung der Lese- und Sozialkompetenz der Jungen und die Verbesserung des Selbstbildes der Mädchen im naturwissenschaftlichen Bereich ins Blickfeld genommen. Die Schulen wählten aus einem Pool von Maßnahmen diejenigen aus, die zu ihren jeweiligen Rahmenbedingungen am besten passten; Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler evaluierten die entsprechenden Maßnahmen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit. Maßnahmen waren dabei unter anderem:

  • zeitweise geschlechtergetrennter Unterricht
  • weiterhin gemeinsamer, aber verstärkt geschlechtersensibler Unterricht
  • Kooperation mit kompetenten Außenpartnerinnen und -partnern der Jungen- bzw. Mädchenarbeit.

Ein Film und eine Broschüre gewähren Einblicke in die Arbeit der Schulen und stellen besonders erfolgreiche Unterrichtsmodelle vor. Sie sind kostenfrei erhältlich über www.publikationen.sachsen.de.

Am zweiten Projekt beteiligten sich fünf sächsische Oberschulen und Gymnasien. Sie setzten sich vor allem zum Ziel, Mädchen und Jungen in ihrem Selbstwertgefühl und in ihrem Selbstvertrauen zu stärken, in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu fördern und damit eine größere Zufriedenheit der Mädchen und Jungen im Schulalltag zu erreichen. Dies geschah hauptsächlich durch die Etablierung sogenannter Mädchen- bzw. Jungenkonferenzen an den entsprechenden Schulen. Mädchen und Jungen wurden besondere Räume geboten, in denen geschlechtersensible Themen »ungestört« bearbeitet und insbesondere geschlechtersensible Rollenklischees problematisiert werden konnten. Auch das zweite Projekt wurde von wissenschaftlicher Seite begleitet.

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